Malerei: Zwei Arbeitweisen

1. Bei dieser Arbeitsweise kommt meine Lieblingsfarbe, die Ölfarbe, zum Einsatz. Ich bevorzuge sie wegen ihrer Farbbrillianz und Eignung für langsames, ruhiges Arbeiten. Als Untergrund wähle ich eine Leinwand oder Holz. Hierbei ist mein Malen eine sich wiederholende Abfolge von intuitiver und kontrollierter Arbeitsweise. Ich beginne mit einem spontanen Farbauftrag in der Farbe, die mich momentan am stärksten anspricht. Ich versuche es mit ein, zwei weiteren Farben, lasse sie verlaufen, schichte andere darüber, wische Teile davon weg und hinterlasse erste Spuren. Wichtig ist in dieser ersten Phase der Prozess des gefühlsmäßigen Handelns, des Beobachtens und des Geschehenlassens ohne Nachdenken und Planen. Die Farben zeigen mir den Weg.

Dann schaue ich genauer hin, sehe, was mich stört, was gut ist und was ich betonen will. Ich beginne mit der bewussten Bearbeitung der Leinwand. In dieser zweiten Phase arbeite ich langsam, nachdenklich und kontrolliert.

Bei manchen Arbeiten ist es sinnvoll, erneut die Kontrolle über den Malprozess an das Material abzugeben, vor allem wenn ich merke, dass mein Vorgehen zu kopflastig wird und ich anfange, bestimmte Inhalte im Bild zu „sehen“ und diese zu ergänzen.
Dann gehe ich zum Beispiel mit einer schnellen Geste über das Bild, nehme mit dem Spachtel Farbe weg, kratze hinein…
Am Ende steht meistens eine nicht zu lange konzentrierte Arbeitsphase, in der ich ergänze, Feinheiten herausbilde, Akzente setze.
 
2. Male ich mit Acrylfarbe, muss ich wesentlich zügiger arbeiten, da die Farbe schnell trocknet. Das ist dann von Vorteil, wenn ich rasche Gesten, grobe Strukturen, Wesentliches festhalten will. Die Acrylfarbe zwingt mich, spontan zu handeln, meine Aufmerksamkeit zu fokussieren und mich nicht in kleinlichen Details zu verlieren, die das Ursprüngliche und die Kraft der Aussage verwässern. Als Untergrund wähle ich Papier, Malplatten oder Leinwand.